Ideal für enge Straßen: der Gelenkbus
Gelenkbusse vereinen ökonomische Effizienz mit ökologischer Verträglichkeit in der Personenbeförderung. Denn sie können trotz enger Straßen und parkender Autos, die den Wendekreis eines großen Fahrzeugs einschränken, auf stark frequentierten Streckenabschnitten eines Busnetzes mehr Personen transportieren, als es bei den gewöhnlichen Bussen der Fall ist. Diese Eigenschaften sind vor allem bei Linienbussen im Stadtverkehr von großer Bedeutung, und das ist heute auch das Haupteinsatzgebiet der Gelenkbusse.
Als Vorgänger der Gelenkbusse kann man den Versuch betrachten, Busanhänger einzusetzen. Ein klarer Nachteil solcher Anhänger ist jedoch, dass weder Fahrgäste noch Kontrolleure während der Fahrt vom Bus in den Anhänger umsteigen können. Das Konzept eines langen, flexiblen Busses löste Mitte der fünfziger Jahre dieses Problem.
Technische Details
Der erste Gelenkbus neuerer Bauart wurde den Verkehrsbehörden als völlig unbekannter Fahrzeugtyp 1953 durch Otto Kässbohrer, den Besitzer der inzwischen aufgelösten Kässbohrer Fahrzeugwerke, vorgestellt. Dieses erste Modell basierte auf einem Fahrgestell der Firma MAN, die auch heute noch neben anderen Firmen wie beispielsweise Daimler Buses, Renault,
Van Hool, Hess oder Ikarus Gelenkbusse produziert.
Der Vorderwagen eines Gelenkbusses verfügt über zwei bis drei Achsen. Vorderwagen und Nachläufer sind über zwei Kugelgelenke und einen Drehkranz miteinander verbunden, wobei der hintere Teil des Busses per Deichselkonstruktion auf dem Vorderwagen aufliegt. Zwischen den Wagenkästen befinden sich witterungsfeste, bewegliche Faltenbälge, die sich harmonikaartig zu den Seiten und aufeinander zu bewegen können, sowie eine bewegliche, oft runde Bodenplatte, unter der auch die gesamte Hydraulik des Busses verborgen ist.
Neben Einzelgelenkbussen gibt es auch Doppelgelenkbusse, die vor allem in Südamerika, aber auch in einigen europäischen Ländern (Deutschland, Schweden, Niederlande und Luxemburg) eingesetzt werden.
Antriebsvarianten „Puller“, „Pusher“ und Mehrachsenantriebe
Die ersten Gelenkbusse wurden über den Vorderwagen angetrieben und somit von vorn „gezogen“, was man auf Englisch mit „to pull“ übersetzen kann. Varianten dieser „Puller“ sind Modelle mit Unterflurmotoren in der Mitte des Wagens sowie solche mit Motor im Heck und Antrieb im Vorderwagen. Die letzte Variante kommt heute noch bei einigen Herstellern zum Einsatz.
Unter „Pushern“ (vom englischen Wort „to push“ = drücken) oder auch Schubgelenkbussen versteht man Modelle, deren Antrieb sich im Heck befindet. Seit Ende der siebziger Jahre ist dies die in Deutschland am weitesten verbreitete Antriebsvariante. Begründet liegt dies unter anderem in einer starren Antriebsachse, die das Rückwärtsfahren erleichtert und dafür sorgt, dass das Heck beim Abbiegen weniger stark ausschert. Mehrachsenantriebe kombinieren beide Antriebsarten, was insbesondere mit Elektromotoren aufgrund ihrer Kompaktheit gut realisierbar ist.